Neue Ländlichkeit und Landwirtschaft

Die Mecklenburger AnStiftung und die Europäische Akademie Mecklenburg-Vorpommern e.V. setzen ihre Online-Reihe zur Neuen Ländlichkeit fort mit zwei Veranstaltungen, die aus berufenem Mund das Verhältnis zur Landwirtschaft thematisieren.

Das Konzept der Neuen Ländlichkeit beschreibt verschiedene Prozesse, die eng zusammenhängen:

•  den Wandel von harter körperlicher Landarbeit zu kapitalintensiver Agrarwirtschaft

•  den Wandel von einer Agrargesellschaft in einer Agrarlandschaft zu einer weitgehend nicht-agrarischen Bevölkerung in einer weiterhin agrarisch geprägten Landschaft

•  den neuen Trend zum Leben auf dem Land wegen Naturbegeisterung, kultureller Aufwertung des Ländlichen und der neuen Chancen der digitalen Revolution

•  die zunehmende Ersetzung eines Landlebens von der Wiege bis zur Bahre durch ländliche Lebensabschnittsprojekte

Dabei sind diese Prozesse in West- und Ostdeutschland sehr unterschiedlich ausgeprägt. Im Westen hat sich – je nach Lage und Erbrecht – der Wandel einer bäuerlichen Gesellschaft seit den fünfziger Jahren allmählich vollzogen. Im Osten wurden mit der Wiedervereinigung funktionierende ländliche Strukturen in kurzer Zeit zerschlagen und gerade in der nordostdeutschen Region mit ihrer gutswirtschaftlichen Tradition entwickeln sich Landwirtschaft und ländliche Bevölkerung besonders auseinander.

Hinzukommt ein städtischer Diskurs über Natur und Landwirtschaft, der im ländlichen Raum häufig als weltfremde Ideologie erlebt wird.

Die beiden folgenden Veranstaltungen bieten die Chance, diesem Spannungsverhältnis auf den Grund zu gehen und nach den Möglichkeiten eines guten Miteinander zu fragen.

Montag, 02.05. 2022       
18:00 – 19:15 Uhr

Uta Ruge

Stadt, Land, Landwirtschaft – und wie sie kulturell zusammenhängen

Mit ihrem Bestseller „Bauern, Land – Die Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang“ thematisiert Uta Ruge den dramatischen Wandel in der Landwirtschaft und konfrontiert den städtischen mit dem ländlichen Blick auf Natur und Agrarproduktion. Sie hat gelernt, dass urbanes Besserwissen häufig auf Nichtwissen beruht und fragt nach dem Verlust für uns alle, wenn bäuerliche Kultur verschwindet. Wir sprechen über den Konflikt zwischen medienvermittelten Vorstellungen von Landwirtschaft bzw. Landleben und der Agrar-Realität. Es geht um den bäuerlichen Kulturbegriff und die Widersprüche urbaner Naturliebe.

Uta Ruge wuchs als Flüchtlingskind von der Insel Rügen auf einem Moorhof zwischen Elbe und Weser auf. Sie studierte Germanistik und Politik in Marburg und Berlin, arbeitete im Rotbuch-Verlag und bei der TAZ und von 1985 bis 1998 als Autorin in London. 2003 erschien ihr Buch „Windland – eine deutsche Familie auf Rügen“, 2020 „Bauern, Land“. Uta Ruge lebt in Berlin-Kreuzberg.

Mehr Informationen: https://www.uta-ruge.de/

Dienstag, 07.06. 2022
18:00 – 19:15 Uhr

Dr. Heike Müller

Urbane Landlust – Freud und Leid aus bäuerlicher Sicht

Immer mehr Städter drängt es aufs Land, ein Trend, den Corona noch verstärkt hat. Doch in den Dörfern findet man nicht immer das erträumte Bullerbü. Traktorenlärm und Güllegeruch trüben bisweilen das Idyll, und dann gibt es auch noch Landwirte, die neue Ställe bauen wollen! Hier sind Konflikte vorprogrammiert. Kann man sie lösen? Und welche Konsequenzen ergeben sich aus dem Krieg in der Ukraine für die Versorgung mit Lebensmitteln?

Heike Müller erlernte nach dem Abitur den Beruf eines Facharbeiters für Rinderproduktion, studierte und promovierte im Fach Tierproduktion an der Universität Rostock und lebt in Basedow in der Mecklenburgischen Schweiz. Gemeinsam mit ihrem Ehemann und einer weiteren Familie ging sie 1991 das Wagnis ein, die Höfe der Schwiegereltern bzw. Eltern wieder einzurichten und eine GbR mit Milchvieh und Ackerbau zu gründen.
Als Geschäftsführerin des regionalen Bauernverbandes Malchin, Vizepräsidentin des Bauernverbandes MV, Vorsitzende des Landfrauenverbandes MV und Buchautorin kennt sie die Probleme des ländlichen Raumes sehr genau.

Mehr Informationen: https://www.facebook.com/heike.muller.75
https://www.facebook.com/SchreibendeBaeuerin/
https://twitter.com/schwarzbunt04
https://www.instagram.com/heike.mueller.65/

Moderation: Dr. Wolf Schmidt, Mecklenburger AnStiftung

Seit 2020 widmen sich die Mecklenburger AnStiftung und die Europäische Akademie Mecklenburg-Vorpommern e.V. in einer Kooperation in bisher über 20 Online-Veranstaltungen Fragen der Neuen Ländlichkeit. Immer am ersten Montag des Monats laden wir zum Dialog mit Experten per Zoom ein.

Ab 20.15 bietet der Moderator jeweils eine zweite Zoom-Runde für ein Nachgespräch an.

Die Teilnahme ist für alle Interessierten kostenlos.
Für Anmeldungen, um den Zoom-Link zu erhalten, und Rückfragen stehen wir Ihnen gern bei der Europäischen Akademie unter e.wilk@ea-mv.com
oder unter 03991 153711 zur Verfügung.

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