Dieser Blog lädt zum Mitdenken und Mitschreiben ein. Gemeint sind alle, die sich um das Thema Ländlichkeit kümmern – Bewohnerinnen und Bewohner des ländlichen Raums, Wissenschaftlerinnen und Politiker, Künstler und Kirchenvertreterinnen, Kreative und Landwirte… Erfahrungsberichte sind ebenso erwünscht wie wissenschaftliche Ergebnisse, Interviews, Tagungsberichte, Hinweise, Rezensionen, Philosophisches, Lyrik… Erwartet werden Beiträge in begrenzter Länge mit Relevanz über den Tag hinaus. Das heißt, in diesem Blog geht es weder um die kranke Katze noch die Ankündigung des Kartoffelfeuers.
Mögliche Themenfelder sind zum Beispiel:

„Neue Ländlichkeit“

Alte Ländlichkeit beruht auf Landwirtschaft plus Forsten und Fischerei. Häufig war sie schicksalhaft an die Scholle gebunden. Landwirtschaft ist nach wie vor für den ländlichen Raum landschaftsprägend. Sie ist aber nicht mehr gesellschaftsprägend. In MV mit 1,6 Millionen Einwohnern sind gerade einmal 16.000 Menschen in Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die meisten Menschen auf dem Lande leben dort, weil sie die Lebensqualität schätzen. Neue Ländlichkeit ist ein frei gewählter ländlicher Lebensentwurf, der in den allermeisten Fällen kaum etwas mit Landwirtschaft zu tun hat. Was bewegt Menschen zu dieser Neuen Ländlichkeit und wie erleben sie diese? Welche Konsequenzen ergeben sich aus dem Wechsel von alter zu Neuer Ländlichkeit für politische Konzepte und die Verwaltung ländlicher Regionen?

Interessen artikulieren

Wenn in Landes-, Bundes- und EU-Politik von ländlichen Räumen die Rede ist, geht es meistens um Defizite wie „Strukturschwäche“ und „Landflucht“ einerseits und Fördergeld für Landwirtschaft andererseits. Dieser Blog soll den Blick auf die Attraktivität ländlicher Lebensweise lenken und Antworten geben, wie ländliche Räume über Landwirtschaft hinaus zu verstehen und zu fördern sind.

Zuwanderung thematisieren

In der Diskussion um ländliche Räume geht es meist um Abwanderung. In gewissem Umfang ist Abwanderung aber unvermeidlich und individuell sinnvoll. Wichtiger als die Verhinderung von Abwanderung ist häufig die Förderung von Zuwanderung. Es gibt nicht nur den Trend in die großen Städte. Parallel dazu beobachten wir eine Sehnsucht nach dem Ländlichen und eine erhebliche Zahl von Menschen, die sich mit Haupt-, Zweit- oder Ferienwohnsitz auf dem Lande niederlassen. Welche Erfahrungen machen Zugezogene und Einheimische damit? Wie lässt sich Zuwanderung ins Ländliche fördern?

Mehr als Dörfer

Was ländlich im Unterschied zum suburbanen Einzugsbereich ist, lässt sich nicht einfach definieren. Hier soll es besonders um die Regionen gehen, die nicht mit einem gut getakteten großstädtischen Nahverkehr erschlossen sind. Dabei geht es neben Dörfern genauso um ländliche Städte, die durch wirtschaftliche Strukturveränderungen wie den Wegfall ihrer Markt-, Verkehrs- und Versorgungsfunktionen häufig noch stärker in Frage gestellt sind als Dörfer. Was bedeutet Neue Ländlichkeit für die unterschiedlichen Siedlungsformen und Regionen?

Das Politische des Privaten

Neue Ländlichkeit umfasst viele Formen von Lebensentwürfen. Für die einen steht Ökologie im Vordergrund, für andere preiswerter Wohnraum, Freizeitwert, Ruhe, gute Nachbarschaft. Manche wollen hier ihre Kinder aufwachsen sehen, andere ihren dritten Lebensabschnitt gestalten. Die einen wollen ihrem Beruf nachgehen, andere ein Projekt verwirklichen. Wie sehen die Ideale und die Realitäten Neuer Ländlichkeit aus? Welche gesellschaftspolitischen Implikationen und Bedeutungen sind in der Neuen Ländlichkeit mit ihrem Eigensinn, ihren besonderen Wertvorstellungen und Weltsichten enthalten?

Digitale Ländlichkeit

Die digitale Revolution, die alle Lebensbereiche erfasst, gibt ländlichem Leben eine historische neue Qualität. Wie verändern sich Lebens- und Erwerbsbedingungen auf dem Lande durch die digitale Revolution? Welche Interessen sind zu artikulieren, welche Chancen und Risiken zu beachten?

Kultur und Ländlichkeit

Künstlerinnen und Künstler, Kreative und Kulturbegeisterte haben offensichtlich eine Schlüsselrolle für die Attraktivität ländlicher Ansiedlungen. Was sind die Motive und Erfahrungen von Kulturschaffenden auf dem Land? Welche besonderen Verhältnisse zwischen Schöpfern und Genießern von Kultur entstehen hier?

Natur und Ländlichkeit

Ländliche Räume werden einerseits immer mehr zu industrialisierten Produktionsflächen für Agrargüter, Rohstoffe, Energie … degradiert, andererseits bringt die neue Ländlichkeit ökologische, ästhetische und romantische Vorstellungen von Umwelt ins Spiel. Wie entwickelt sich dieses Spannungsverhältnis?

Suffizienz und Subsistenz

Suffizienz und Subsistenz sind Stichworte für eine Selbstbegrenzung in Konsum und Ressourcenverbrauch bzw. Selbstversorgung und lokale Wirtschaftskreisläufe. Sie verweisen auf eine Postwachstumsgesellschaft, die sich gut mit Neuer Ländlichkeit verträgt. Welche Visionen werden hier relevant und welche Erfahrungen gemacht?

Muße-Präferenz

Während manche den Trubel der Metropole suchen, schätzen Metropolenbewohner nicht selten die ländliche Ruhe und eine Entschleunigung, die auch als fundamentale Gesellschaftskritik verstanden werden kann. Wie verbindet sich eine neue Muße-Präferenz mit Neuer Ländlichkeit?

Bürger-Engagement

Das Überleben ländlicher Siedlungen hängt vom Engagement ihrer Bewohnerinnen und Bewohner ab. Wie ist Ländlichkeit als Möglichkeitsraum von bürgerschaftlicher Selbstorganisation und Gestaltung denkbar und praktizierbar?

Positive Gentrifizierung

Während in der Stadt Kreative, die ein vernachlässigtes Viertel in Schwung bringen, am Ende meist den Kampf mit Investoren verlieren, besteht auf dem Land die Chance einer Gentrifizierung, bei der alle gewinnen. Wie können solche Prozesse gerade im Hinterland abseits der Küste erfolgreich gestaltet werden?

Metropolen-Beziehungen

MV ist privilegiert durch die Nähe zu den Metropolen Hamburg und Berlin aber auch zu Stettin und skandinavischen Ballungsräumen. Dafür gibt es den Begriff „Garten der Metropolen“ und die bis Parchim reichende „Metropolregion Hamburg“. Wie entwickeln sich diese Metropol-Beziehungen, was sind die Potenziale und Risiken?

Ländlicher Tourismus

Neue Ländlichkeit wird gerade in den Regionen verortet, die nicht von Touristen überlaufen sind. In MV gilt das besonders für das Hinterland ohne Ostseestrand. Welche Rolle spielt Tourismus für die Belebung dieser Regionen, was sind aber auch die Grenzen? Und wie viel Tourismus wird von den Bewohnerinnen und Bewohnern gewollt?

Projekte

Neue Ländlichkeit realisiert sich in zahlreichen Projekten – private von der Herrenhausrenovierung über den Rosengarten und das Kunstatelier bis zum Ziegenhof. Aber auch öffentliche wie Veranstaltungen, Dorfvereine, Interessengruppen oder Forschungsvorhaben. Solche Projektberichte sind willkommen. Sie sollten aber mehr sein als bloß werbende Selbstdarstellung.
Was uns dabei wichtig erscheint:

Mecklenburg-Vorpommern

Dieser Blog sieht Mecklenburg-Vorpommern – speziell das Hinterland abseits der Küste- in einer Vorreiterrolle Neuer Ländlichkeit und möchte diesen Trend für das Bundesland stärken. Gleichzeitig möchte er Anstöße für eine größere Debatte geben. Das impliziert einen offenen Blick für Entwicklungen Neuer Ländlichkeit in anderen Regionen Deutschlands und im Ausland. Entsprechende Beiträge sowie Leserinnen und Leser sind sehr willkommen.

Pro Ländlichkeit

Stadt- und Landdiskurse werden in der Regel von Städtern geführt, schnell entsteht dabei ein kolonisierender Blick auf das Ländliche. Wir wollen Neuer Ländlichkeit Stimmen in aller Vielfalt politischer, gesellschaftlicher und weltanschaulicher Positionen geben. Dabei ist der Blog unabhängig von Parteien, Religionen oder Weltanschauungen.

Fragment und Gestalt

Neue Ländlichkeit ist ein umfassendes Phänomen, dessen Konturen fließend sind. Sie lässt sich nicht endgültig definieren. Häufig scheint sie gerade im Detail, im Mikrokosmos, auf. Deshalb ist das Fragmentarische eines Blogs eine gute Methode, um viele Perspektiven und Teilerkenntnisse – auch in ihrer Widersprüchlichkeit – zusammenzuführen.

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Trägerin

Getragen und verantwortet wird der Blog von der Mecklenburger AnStiftung in Wismar. Die Redaktion liegt bei Dr. Wolf Schmidt (www.dr-wolf-schmidt.de) Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Mecklenburger AnStiftung oder Redaktion wieder.

Stand April 2017